Autor: HPB
5.3 Die Niederlande – Befreiungskrieg ohne Befreiung
Im Bemühen, die öffentliche Ordnung wieder herzustellen, die Vormachtstellung der katholischen Kirche zu sichern und die Frevler des Bildersturms zu bestrafen, richtete der Herzog von Alba einen Sondergerichtshof namens „Rat der Unruhen“ ein. Dieser später auch als„Blutrat von Brüssel“ geschmähte Gerichtshof verurteilte ca. 9.000 Angeklagte der Ketzerei und des Hochverrates als schuldig. Etwa 1.000 davon wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet, darunter auch die Grafen Egmont und Hoorn. 60.000 Menschen flohen ins Ausland. Obwohl die strikte Verfolgung den Widerstandsgeist brechen sollte, trat eher das Gegenteil ein.
Gemeinsame Pläne Wilhelm von Oraniens mit Admiral Coligny von der französischen Hugenotten-Partei zur Invasion in Artois und Flandern kamen nicht voran. Im April 1568 unternahm Wilhelm von Oranien selbst einen ersten Invasionsversuch im Nordosten bei Roermond, wurde jedoch zurückgeschlagen. Auch ein zweiter Versuch scheiterte, weil es ihm an finanziellen Mitteln fehlte. Seine Güter – wie auch der anderen Verurteilten – waren inzwischen vom Statthalter wegen Hochverrates konfisziert worden. Doch reichten die Konfiskationen nicht aus, um den kostspieligen Repressions-Apparat zu finanzieren.So erließ der Herzog von Alba in der inzwischen eingetreten „Friedhofsruhe“ in den Jahren 1569 bis 1571 drei Sondersteuern. Diese standen nicht im Einklang mit dem niederländischen Steuerrecht und konnten deshalb als eine kriegsbedingte Kontribution verstanden werden. Insbesondere der 1571 verfügte Zehnt auf alle Verkäufe erzürnte die Untertanen, denn damit wurde schlagartig die Kaufkraft des Geldes und obendrein die zirkulierende Geldmenge reduziert. Ein Finanzschock, der die wirtschaftliche Aktivität in den Niederlanden inmitten der Wirtschaftskrise massiv drosselte und wohlhabende Geldleute dazu anspornte, ihr Vermögen ins Ausland zu schaffen oder für den Umsturz zu spenden. HPB – Die Niederlande – Befreiungskrieg ohne Befreiung weiterlesen